Veranstaltungen
SEC-Symposium 2025
SEC-Symposium 2025 "Pflanzenschutz - Ja, aber wie?"
Eine Veranstaltung der GDCh-Fachgruppe Seniorexperten Chemie (SEC) gemeinsam mit der DECHEMA e.V. und dem Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG).
Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Aber der Schutz von Nutzpflanzen ist nötig. Die Landwirtschaft versorgt in erster Linie die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Sie muss dabei aber auch auf Pflanzenkrankheiten, Schaderreger und nicht zuletzt den Klimawandel reagieren. Und bei alledem soll die Biodiversität beachtet werden und erhalten bleiben. Obendrein muss die Fruchtbarkeit des Bodens sichergestellt werden. Das alles bedarf eines breit gefächerten Pflanzenschutz-Werkzeugkastens
Ort und Zeit:
DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt/Main
13. November 2025 im Max-Buchner Hörsaal der DECHEMA von 13:00 bis 18:00
Registrierung: https://www.gdch.de/pflanzenschutz2025
Eine Registrierung ist erforderlich!
Flyer: https://www.wggev.de/wp-content/uploads/Flyer01SEC.pdf
Programm:
Maria Valtin: Brauchen wir Pflanzenschutz und Innovationen in diesem Bereich, um eine regionale Produktivität sicherzustellen?
Dr. Susanne Kübbeler: Wirkstoffgenehmigung im Pflanzenschutz – Ein langer Weg von der Entdeckung bis zur Vermarktung in Europa
Prof. Dr. Urs Niggl: Welche Alternativen gibt es zum chemischen Pflanzenschutz?
Prof. Dr. Gabi. Krczal: Agrarwende im Pflanzenschutz – RNA-Sprays, biologisch, selektiv, rückstandsfrei
Dr. Elke Eilebrecht: Umweltrisikobewertung von RNAi-basierten Insektiziden – sind Anpassungen in der Bewertungsstrategie notwendig?
Prof.Dr. Kl.-D. Jany: Moderation
Abstracts zu den Vorträgen
© Goldlichtstudios GbR.
Maria Valtin, BASF SE, Limburgerhof
Brauchen wir Pflanzenschutz und Innovationen in diesem Bereich, um regionale Produktivität sicherzustellen?
Der Pflanzenschutz ist eines der umstrittensten Themen der heutigen Zeit in der Landwirtschaft. Dabei beziffern Studien die Ertragsverluste durch Krankheitserreger, Unkräuter und Ungräser sowie Schädlinge je nach Kulturart und Anbausystem mit 30 bis 60% bei den großen Ackerbaukulturen. Der chemische Pflanzenschutz sollte, im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes, das letzte Mittel sein, wenn alle vorbeugenden Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Dennoch verdeutlichen die letzten Jahre, dass die Auswahl an Wirkstoffen, um Schaderreger sicher zu bekämpfen, deutlich sinkt. War eine knappe Wirkstoffverfügbarkeit früher eher ein Problem im Obst- und Gemüseanbau, sehen sich mittlerweile auch große Kulturen wie Raps und Getreide mit diesem Problem konfrontiert. Durch den Wegfall wichtiger Wirkstoffe, eine zunehmende Resistenzentwicklung und invasive Schädlinge ist der Bedarf an neuen chemischen, biologischen oder biotechnologie-basierten Pflanzenschutzmitteln, sowie innovativen Technologien im Pflanzenschutz groß. Wir sehen, dass Innovationen, die die aufgezeigten Probleme entschärfen könnten in Europa verspätet oder gar nicht auf zugelassen werden, was unsere Produktivität mittel- bis langfristig, hinter andere Teile der Welt zurückfallen lassen könnte. Was die Frage aufwirft, wie wir regionale Produktivität, mit einer streng gefahrenbasierten Zulassungspolitik sicherstellen wollen. Insbesondere unter Berücksichtigung von Verbraucherumfragen, die zu großen Mehrheiten regionale Produkte bevorzugen.
Dr. Susanne Kübbeler, Bayer CropScience Deutschland GmbH
Wirkstoffgenehmigung im Pflanzenschutz – Ein langer Weg von der Entdeckung bis zur Vermarktung in Europa
In den letzten Jahren hat die europäische Landwirtschaft mit einer alarmierenden Realität zu kämpfen: Seit 2019 wurde kein neuer chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoff genehmigt, während gleichzeitig rund 80 chemische Wirkstoffe verloren gegangen sind.
Die Verordnung 1107/2009 legt strenge Kriterien fest, die Pflanzenschutzmittel und deren Wirkstoffe im Zulassungsprozess erfüllen müssen. Der Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Umwelt hat dabei oberste Priorität – doch wo bleibt der Nutzen für die Landwirtschaft in dieser Gleichung?
Die Suche nach neuen, innovativen Wirkstoffen ist nicht nur eine Frage der Forschung, sondern auch eine kostspielige und langwierige Herausforderung. Welche Hürden müssen überwunden werden, um den Landwirten endlich neue Lösungen zur Verfügung zu stellen? Auf den komplexen Weg der Wirkstoffgenehmigung im Pflanzenschutz werfen wir in diesem Vortrag einen Blick.
© foto-werk.ch-
Michael Fritschi
Prof. Dr. Urs Niggl, Institut für Agrarökologie, Aarau
Welche Alternativen gibt es zum chemischen Pflanzenschutz?
Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (PSM) sind umstritten. Rückstände in Lebensmitteln und ihre weite Verbreitung in Böden, Gewässern und der Luft wecken Bedenken. Sie schädigen Ziel- und Nichtzielorganismen und tragen zum globalen Biodiversitätsrückgang bei. Gleichzeitig sichern sie Erträge und Qualität, besonders in Sonderkulturen. Der ökologische Landbau genießt großes Vertrauen, lässt sich jedoch nicht unbegrenzt ausweiten. Nachhaltiger Pflanzenschutz setzt auf Systemdienstleistungen wie vielfältige Fruchtfolgen, Mischkulturen und Blühstreifen. Französische Studien belegen, dass sich der PSM-Einsatz um bis zu 42 % senken lässt, ohne Ertragseinbußen. Widerstandsfähige Sorten und biologische Verfahren wie Botanicals oder Biocontrol gewinnen an Bedeutung. Da die Entwicklung neuer Produkte stagniert, kommt der Pflanzenzüchtung eine Schlüsselrolle zu; neue Methoden wie Genomeditierung sollten nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. So lassen sich Produktivität und Umweltziele verbinden.
© 2022 Wolfgang Gerhartz
Prof. Dr. Gabi Krczal, Neustadt an der Weinstraße
Agrarwende im Pflanzenschutz – RNA-Sprays, biologisch, selektiv, rückstandsfrei
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Der fortschreitende Klimawandel verändert die Anbaubedingungen und Nutzpflanzen müssen mit Trockenheit, Hitze oder Überschwemmungen zurechtkommen. Zusätzlich breiten sich zum Teil neue Pflanzenkrankheiten und Schädlinge aus. Diese Bedingungen gefährden den Ernteertrag in einer nie dagewesenen Weise. Zeitgleich muss die Landwirtschaft nachhaltiger werden: Der Green Deal der EU sieht u. a. als eines seiner Ziele der „Farm to Fork“-Strategie vor, dass die Landwirtschaft bis 2030 nur noch halb so viele konventionelle Pflanzenschutzmittel einsetzt wie bisher. Ein neuer nachhaltiger Pflanzenschutz wäre z. B. mit Methoden der sog. RNA-Interferenz möglich. RNA- Technologien sind der breiten Bevölkerung spätestens seit der Entwicklung der Corona-Impfstoffe bekannt. Auch in der Landwirtschaft bietet der Ersatz konventioneller Pflanzenschutzmittel durch eben diese RNA-Moleküle erhebliche Chancen, wie im Vortrag aufgezeigt werden wird.
© Frauenhofer IME.
Dr. Elke Eilebrecht, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME
57392 Schmallenberg
Umweltrisikobewertung von RNAi-basierten Insektiziden – sind Anpassungen in der Bewertungsstrategie notwendig?
RNAi ist ein natürlich vorkommender biologischer Mechanismus zur gezielten Gen-Stilllegung, der als neuartiger, potenziell umweltfreundlicher Ansatz zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung rasch an Bedeutung gewonnen hat. Mit der Weiterentwicklung dieses Bereichs nähern sich sowohl gentechnisch veränderte (GV) Pflanzen, die endogene RNAi-Wege nutzen, als auch exogene RNAi-Anwendungen, wie beispielsweise die sprühinduzierte Genstilllegung (SIGS), der praktischen Anwendung. Diese Innovationen bringen jedoch auch neue Herausforderungen hinsichtlich ihrer Spezifität, ihrer Persistenz in der Umwelt und ihrer potenziellen Auswirkungen auf Nichtzielorganismen mit sich – Fragen, die durch die derzeitigen Rechtsrahmen noch nicht vollständig geklärt sind. Es zeigt sich, dass die aktuellen Rahmenwerkte zur Bewertung von GVO und Pestiziden als Grundlage dienen können. Sie müssen allerdings verfeinert werden, um den einzigartigen Eigenschaften von dsRNA-Molekülen Rechnung zu tragen.
Unabhängig von dem Symposium - Informationen zum Pflanzenschutz
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
Hauptschuss Landwirtschaft und Lebensmittel
DLG-Ausschuss für Pflanzenschutz
Der ► DLG-Ausschuss für Pflanzenschutz versteht sich als ein aus Vertretern unterschiedlichster Interessensgruppen – Praxis, Beratung, Wissenschaft, Behörden, Industrie – zusammengesetztes Fachgremium, das fachliche Grundlagen für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Pflanzenschutz diskutiert und den Fortschritt kritisch beobachtet und bewertet.
In Deutschland entwickelt sich die Wahrnehmung zum Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel zwischen Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft immer weiter auseinander. Die Diskussionen über die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Umwelt und Gesundheit werden intensiver, und die Forderungen nach einer allgemeinen Reduzierung ihres Einsatzes nehmen zu. Die Vorbehalte gegenüber der Landwirtschaft wachsen und betreffen nicht selten die ganze Breite moderner landwirtschaftlicher Produktionsmethoden. Mit seinem vorliegenden Positionspapier plädiert der DLG-Ausschuss für Pflanzenschutz für eine sachgerechte Bewertung des modernen Pflanzenschutzes und für die Anerkennung seiner Funktion als systemrelevante Technologie im integrierten Pflanzenbau.
Langbehn L.: Meinung Pflanzenschutz. Das Kernproblem bleibt
„Dass das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz weg ist, ist gut – allzu viel ändern wird das aber nicht.“
In den vergangenen Jahren gab es eine ganze Reihe Programme, die darauf abzielten, den chemischen Pflanzenschutz im Ackerbau zu halbieren. Jedes einzelne hat die Branche in ziemliche Aufregung versetzt…
https://www.dlg-mitteilungen.de/artikel/ansicht/meinung-pflanzenschutz-das-kernproblem-bleibt
Walch H.: Pflanzenschutz auf den Punkt mit Smart Spraying
Smart Spraying, vom teilflächenspezifischem bis punktgenauem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wird ein wichtiges Standbein der Agrartechnik der Zukunft sein. Denn damit lassen sich die Aufwandmengen an Pflanzenschutzmitteln deutlich verringern, ohne dass dies zu Lasten des Wirkungsgrades der Mittel oder der Quantität und Qualität der Ernten geht. Gleichzeitig wird die Umwelt weniger belastet, das Spritzen wird effizienter und die Vitalität der Kulturpflanzen wird erhöht.
https://www.dlg-mitteilungen.de/artikel/ansicht/pflanzenschutz-auf-den-punkt-mit-smart-spraying
Industrieverband Agrar e. V. (IVA)
Nahrungsmittelsouveränität unter Druck – Risiken durch ausgewählte klimabedingte und regulatorische Restriktionen
Die Fähigkeit Deutschlands, sich mit Nahrungsmitteln aus heimischem Anbau zu versorgen, steht zunehmend unter Druck. Eine aktuelle Studie der HFFA Research GmbH im Auftrag des Industrieverbandes Agrar e. V. (IVA) zeigt: Klimawandel und der Verlust wichtiger Pflanzenschutzmittel bedrohen die Nahrungsmittelsouveränität und erhöhen die Abhängigkeit von Importen.
HFFA Research GmbH: Nahrungsmittelsouveränität unter Druck
Risiken durch ausgewählte klimabedingte und regulatorische Restriktionen
Michael Wagner, Präsident des Industrieverbands Agrar: Ohne wirksamen Pflanzenschutz scheitert die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln
Die Fähigkeit zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln nimmt in Deutschland stetig ab – insbesondere bei Obst, Gemüse und Ölsaaten, wo die Eigenproduktion nur 20 bis 37 Prozent des Bedarfs deckt. Eine Ursache ist ein übermäßig komplexes und bürokratisches Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel, meint Michael Wagner, Präsident des Industrieverbands Agrar.
► Ernteschutz in Gefahr: Die Legende vom ausreichenden Pflanzenschutz
Eine Position des Industrieverband Agrar e. V. – Januar 2024
► Vorschläge für eine moderne Pflanzenschutzmittel-Zulassung 2030
Eine Position des Industrieverbands Agrar e. V. – Februar 2024
Forschungsprojekt: ► Umwelteffekte RNAi-basierter GV-Pflanzen und Verfahren zur transienten Modifizierung von Organismen
