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Gibt es Nachweismethoden für NGT?
Der Nachweis der Anwendung von NGT bei Pflanzen ist derzeit unter drei Voraussetzungen möglich:
- Vorwissen, dass für die spezifische genetische Veränderung ein NGT-Verfahren angewandt wurde.
- Vorhandensein eines spezifischen Ziels oder einer bekannten Mutation: Ein Nachweis kann gezielt erfolgen, wenn bekannt ist, welcher Genabschnitt durch NGT verändert wurden und wie diese Veränderungen aussehen. Mit diesem Wissen lässt sich gezielt die veränderte Stelle im Genom aufspüren.
- Referenzsequenz steht zur Verfügung: Ein Abgleich mit der ursprünglichen, unveränderten DNA-Sequenz der Pflanze ist erforderlich, um Unterschiede festzustellen.
Ist mit dem Nachweis veränderter DNA auch gleichzeitig die Identifizierung eines bestimmten Verfahrens, mit dem diese herbeigeführt wurde, verbunden?
Nein, der Nachweis veränderter DNA bedeutet nicht automatisch, dass das spezifische Verfahren, mit dem die Veränderung herbeigeführt wurde, identifiziert werden kann. Der Nachweis einer genetischen Veränderung zeigt lediglich, dass eine Modifikation im Genom stattgefunden hat, aber nicht, wie sie entstanden ist. Die Differenzierung zwischen natürlichen, zufällig induzierten und NGT-verursachten Mutationen bleibt eine Herausforderung in der gegenwärtigen Forschung.
Kann man nachweisen, ob eine Mutation durch NGT herbeigeführt wurde?
Nein, bislang nicht. NGT-vermittelte Punktmutationen können genau die gleichen genetischen Veränderungen sein, die auch auf natürliche Weise durch Umweltfaktoren oder zufällige Fehler bei der DNA-Replikation entstehen. Diese Mutationen hinterlassen keine spezifischen Spuren im Genom, die darauf hinweisen würden, dass sie durch NGT herbeigeführt wurden. Daher kann man bei einer Pflanze mit einer Punktmutation nicht eindeutig feststellen, ob diese Mutation durch NGT erzeugt wurde oder auf natürlichem Weg entstanden ist.
Wie ist der aktuelle Stand bei der Entwicklung von wissenschaftlichen Nachweismethoden für die Anwendung von NGT-1?
Derzeit gibt es noch keine standardisierte Methode, die den Einsatz von NGT- in Pflanzen ohne Vorabinformationen zweifelsfrei nachweisen kann. Die Entwicklung von Nachweismethoden für Pflanzen, die mittels NGT erzeugt wurden, ist ein aktives Forschungsfeld. Aktuell laufen mehrere bedeutende Projekte:
- DETECTIVE-Projekt: Dieses vierjährige, EU-finanzierte Forschungsprojekt startete im Januar 2024. Ziel ist die Entwicklung, Validierung und Förderung innovativer Nachweismethoden für pflanzliche und tierische Erzeugnisse, die durch NGT wie Genome Editing und Cisgenese erzeugt wurden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist Teil des multidisziplinären Konsortiums und unterstützt die Validierung neuer Nachweismethoden.
- DARWIN-Projekt: Dieses EU-finanzierte Projekt zielt darauf ab, innovative Nachweisstrategien zu entwickeln, die analytische PCR-Methoden, Sequenzierungstechniken und digitale Lösungen integrieren. Es soll die Rückverfolgbarkeit von NGT-Produkten entlang der Lebensmittelkette sicherstellen.
- BMEL-gefördertes Forschungsprojekt: Seit Januar 2021 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Projekt zur Entwicklung von Nachweis- und Identifizierungsverfahren für genomeditierte Pflanzen. Im Juli 2024 wurden Ergebnisse vorgestellt, die zeigen, dass der Nachweis von NGT-Pflanzen unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist und zuverlässige Tests entwickelt werden können. Die Machbarkeitsstudie zu Nachweis- und Identifizierungsverfahren für genomeditierte Pflanzen bestätigt, dass wissenschaftlich fundierte Nachweismethoden für genomeditierte Organismen machbar und in der Praxis umsetzbar sind, vorausgesetzt, die genetische Veränderung und Referenzsequenzen sind bekannt. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen also, dass ohne Referenzsequenzen – also ohne Kenntnis der ursprünglichen und der veränderten genetischen Sequenzen – ein Nachweis von genomeditierter Veränderung nicht möglich ist. Diese Referenzsequenzen sind essenziell, um spezifische Mutationen von natürlichen Variationen zu unterscheiden und gezielte genetische Eingriffe durch Genome Editing zu identifizieren.
Was macht die Kennzeichnung von Produkten aus NGT-1-Pflanzen schwierig?
Die Kennzeichnung von Produkten aus NGT-1-Pflanzen ist problematisch, da eine Unterscheidung, ob eine Pflanze natürlich mutiert oder genomeditiert wurde, ohne spezifische Referenzsequenzen nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht möglich ist. Der Nachweis und damit die Kennzeichnung von NGT-1-Pflanzen setzen immer voraus, dass die genauen genetischen Veränderungen bekannt sind. Ohne dieses Vorwissen lässt sich nicht feststellen, ob eine Veränderung auf natürliche Weise oder mithilfe von NGT entstanden ist.