Neue Genomische Techniken (NGT): VBIO und WGG begrüßen evidenzbasierten Regulierungsentwurf der EU-Kommission
Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) und seine Mitgliedsgesellschaft Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V. (WGG) begrüßen den heute veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission zur Regulierung der Nutzung von Pflanzen, die mithilfe neuer gentechnischer Verfahren (NGT) gezüchtet wurden.
Die EU-Kommission folgt in ihrem Vorschlag der
Bewertung, wie sie durch die wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland,
Europa und auch weltweit vertreten wird: Diese NGT-Pflanzen sind ebenso sicher
für Mensch, Tier und Umwelt, wie jene aus konventioneller Zucht. Die
Beurteilung von Pflanzen nach ihren Eigenschaften und nicht nach Art der
Erzeugung, ist aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll. Es ist längst überfällig,
dass Pflanzen, die auch auf natürliche Weise und durch klassische
Züchtungsmethoden entstehen könnten, wie solche reguliert werden.
So schloss sich die EU-Kommission auch bei der
Kategorisierung genomeditierter Pflanzen der wissenschaftlichen Einschätzung
an. Wie beispielsweise von der Leopoldina empfohlen, werden Pflanzen, die
ebenfalls „natürlich oder durch konventionelle Züchtung entstehen“ können und
sich somit nicht von solchen unterscheiden, zukünftig in die Kategorie 1
eingeordnet. Sie unterliegen demnach nicht den Regelungen der
Gentechnik-Gesetzgebung. Vielmehr durchlaufen sie vor Zulassung – wie jede
konventionelle Pflanze – einen mehrjährigen Sortenprüfungsprozess.
Die Richtlinien für die
Durchführung von Feldversuchen und das Inverkehrbringen bestimmter Arten von
NGT-Pflanzen werden durch den Entwurf an den aktuellen Stand der Wissenschaft
angepasst. „Dies ist auch für die Forschung von großer Bedeutung, denn
Freilandstudien sind hier unerlässlich. Bisher waren diese Forschungsarbeiten aber
aufgrund der hohen bürokratischen Hürden und der massiven Zerstörungen kaum
durchführbar“, so der Präsident des VBIO, Prof. Dr. Karl-Josef Dietz.
Begrüßenswert ist aus Sicht von VBIO und WGG zudem,
dass der Vorschlag die Regulierung an nachhaltige Eigenschaften knüpft und im
Sinne der Transparenz bei Saatgut sowohl eine verbindliche Kennzeichnung als
auch die Registrierung in einer öffentlichen Datenbank vorsieht.
Eine solche Gesetzgebung trägt dem wissenschaftlichen
Kenntnisstand und neuesten Entwicklungen in der Pflanzenzüchtung Rechnung und
kann so innovative Anwendung ermöglichen, statt diese pauschal auszuschließen.
Europa zieht hier nun endlich mit anderen Regionen gleich.
Gerade angesichts der Herausforderungen des
Klimawandels und einer steigenden Weltbevölkerung können die neuen genomischen
Techniken ein wichtiger und richtiger Baustein sein. Sie können maßgeblich die
Umsetzung der ambitionierten Ziele im Bereich des EU Green Deals und der
Sustainable Development Goals (SDG), insbesondere SDG 2 „Beendigung des
Hungers“ und SDG 13 „Bekämpfung des Klimawandels“ voranbringen.
„Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern aus ganz Europa haben auch wir immer wieder nachdrücklich die
zeitgemäße Reform der 30 Jahre alten Gentechnik-Gesetze angemahnt und das
Potenzial der neuen genomischen Techniken für eine nachhaltigere Landwirtschaft
betont. Pflanzenforschende weltweit arbeiten längst mit diesem Werkzeug, etwa
um die Funktion einzelner Gene zu untersuchen oder Sorten widerstandfähiger,
gesünder oder angepasster an sich ändernde Umweltbedingungen zu machen“, betont
Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany, Vorsitzender des WGG.
VBIO und WGG greifen dabei ganz explizit den von der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Appell auf, der
alle Interessenvertreter/-innen und Entscheider/-innen auffordert, jenseits von
Ideologie mit der Wissenschaft in Dialog zu treten und eine faktenbasierte
weitere Debatte zu unterstützen und zu führen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte
an:
Prof. Dr.
Karl-Josef Dietz, Präsident Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin
in Deutschland (VBIO e. V.)
praesident@vbio.de
oder karl-josef.dietz@uni-bielefeld.de
und
Prof. Dr.
Klaus-Dieter Jany, Vorsitzender Wissenschaftskreis Genomik und Gentechnik e.V.
(WGG)
jany@wgg-ev.de,
Mobil: 0171-4232957
07.07.2023