RNA-dirigierte DNA-Methylierung (RdDM)
Was?
Pflanzenzüchtungsverfahren, bei dem Gene zeitbegrenzt
in ihrer Aktivität unterdrückt werden.
Kurzbeschreibung
Ein Pflanzenzüchtungsverfahren, bei dem auch natürlich
vorkommende, epigenetische Veränderungen (Epigenetik = Eigenschaften der Zelle,
die auf Tochterzellen vererbt werden, die aber nicht in der DNA-Sequenz kodiert
sind) an der DNA ausgelöst werden. Bestimmte Gene werden über einige
Generationen hinweg in ihrer Aktivität unterdrückt. Die DNA-Sequenz bleibt
unverändert.
Technik
RNA-dirigierte DNA-Methylierung (RdDM) ahmt natürlich
vorkommende, epigenetische Veränderungen der DNA nach, sogenannte Methylierungen. Zur
Einleitung des RdDM ist die Präsenz von doppelsträngiger RNA (dsRNA) im
Zellkern erforderlich. Die de novo
DNA Methylierung (die eine „Aussage“ zur Aktivität der betroffenen
DNA-Sequenz enthält) erfolgt dann und umfasst genau all jene genomischen
Sequenzbereiche, die zu der dsRNA Sequenz-homolog (mit ihr übereinstimmend)
sind. Sind Promotor-Elemente von der Methylierung betroffen, so führt dies in
der Regel zur sogenannten transkriptionellen Inaktivierung des entsprechenden
Gens und damit zur Unterdrückung des Gens.
Mit Hilfe
eines RNAi Konstrukts (imitiert den natürlichen Auslöser der RdDM) kann dieser Mechanismus ausgelöst werden, in
Folge dessen Methylgruppen
sequenzspezifisch in die DNA eingebaut werden und damit Genaktivität unterdrückt
wird. Diese Methylierung kann an einem Gen-Promotor erfolgen und dadurch ein
Gen „abschalten“. In der nächsten Generation können dann Nachkommen ausgesucht
werden, bei denen das Transgen ausgekreuzt wurde. In den transgenfreien
Pflanzen bleibt die Methylierung des Promotors erhalten, womit seine anhaltende
Inaktivierung gewährleistet ist und damit auch die neue Eigenschaft erhalten
bleibt.
Dieser naturanaloge Prozess
ahmt natürlich vorkommende epigenetische Veränderungen (Methylierung von DNA)
nach. Die DNA-Sequenz (Basenabfolge) selbst wird dabei nicht verändert. Die
Methylgruppen führen dazu, dass die entsprechenden Gene für einige Generationen
an- oder abgeschaltet werden.
Das RNAi-Konstrukt ist nur
vorübergehend in den Pflanzen vorhanden. Im Endprodukt (der Pflanze, die
letztlich vermarktet werden soll) findet man es nicht mehr. Entsprechende
Methylgruppen unterscheiden sich bei diesem naturanalogen Verfahren nicht von
natürlich vorkommenden Methylgruppen
Anwendung
Mit der RdDM lässt sich die Genexpression ändern, ohne
dass im Produkt fremde DNA enthalten ist und keine Veränderungen oder
Mutationen in der Gensequenz verursacht werden. Die häufigste Anwendung ist das
Abschalten von Genen, beispielsweise um die Produktion eines unerwünschten
Proteins zu verhindern.
Da es mit Hilfe gentechnischer Methoden möglich ist,
den pflanzeneigenen Mechanismus der DNA-Methylierung auszulösen und zu lenken,
kann der oben beschriebene RdDM-Prozess zur Züchtung neuer, epigenetisch
modifizierter Sorten ausgenutzt werden.
Die Technik wird in der Forschung angewendet.